Geschichte
Die ältesten bekannten Funde menschlichen Lebens im Gebiet der heutigen Stadt Voitsberg stammen aus der Jungsteinzeit. In nächster Nähe sind Siedlungen aus der Urnenfelderzeit und aus der Zeit der Kelten bekannt.Nach der Besetzung Norikums durch die Römer dürfte es zu einer regen Kolonisationstätigkeit gekommen sein. Bereits im 1. oder spätestens im 2. Jahrhundert nach Christus vermutet man im Gebiet um Voitsberg eine römische Ansiedlung. Mehrere erhalten gebliebene römische Inschriftsteine überliefern sogar Namen, Herkunft und Beruf dieser „Urvoitsberger“. Beim Bau des (alten Molkereigebäudes in der „Grazer Vorstadt“ stieß man sogar auf römerzeitliche Gräber.Das durch die Wirren der Völkerwanderungszeit im hohen Maße entvölkerte Land besiedelten ab 600 nach Christus die Slawen. Diese gaben den Flüssen, Bächen, Bergen und Orten Namen aus ihrer Sprache.
Die Siedlung nächst der Margarethenkirche - die Urzelle der heutigen Stadt Voitsberg - hieß Zederniza. Im Diplom über die großzügige Dotierung des Stiftes St. Lambrecht aus dem Jahre 1103 scheint dieser Name auf und 1151 wurde eine Furt (ein Flußübergang) bei St. Margarethen Zederniza genannt.
Durch die Verleihung von Marktrechten an das Stift St. Lambrecht für sein Dorf Köflach im Jahre 1170 sah sich der Landesfürst ins Hintertreffen kommen und setzte Gegenmaßnahmen. Der landesfürstliche Untervogt Gottfried von Dümstein begann - widerrechtlich auf Klostergrund - mit dem Bau einer Burg und bereits 1183 wurde das „castrum Voitesperch“ in einer Urkunde genannt. In weiterer Folge wurde dann mit der planmäßigen Anlage einer neuen - verkehrstechnisch und strategisch günstig gelegenen - Marktsiedlung am Fuße des Burgberges begonnen. 1214 trat ein „Rudolfus de Voytsberch“ in Graz als Zeuge in einer Urkunde auf und 1224 wurde er als „Richter in Voitsperch“ bezeichnet.
Auf Grund dieser Bezeichnung gab es damals auch bereits ein Bürgertum und war die neu angelegte Siedlung zumindest mit dem Marktrecht ausgestattet. Im Jahre 1245 erfolgte dann die erste urkundliche Nennung von Voitsberg als „forum und civitas“, also als Markt und Stadt. Bereits zu dieser Zeit dürfte die Stadt als äußeres Zeichen mit Mauern, Türmen und Stadttoren versehen worden sein. Insgesamt besaß die Stadt vier Tore: das „Obere-“ oder „Judenburger-Tor“, das „Untere-“ oder „Grazer-Tor“, das „Spital-“ oder „Tregist-Tor“ und das „Kainach-“ oder „Spieler-Tor“. Ein weiteres Zeichen einer Stadt war die Gerichtshoheit. Voitsberg besaß die „hohe Gerichtsbarkeit“, das heißt, bestimmte Verbrechen konnten auch mit dem Tode bestraft werden.Zwischen 1254 und 1270 hielt sich in Voitsberg öfters Gertrude von Baden, die Nichte des letzten Babenbergers, auf.Das älteste bekannte Stadtwappen befindet sich auf dem Wachssiegel einer Urkunde aus dem Jahre 1292 und zeigt über einem Schildfuß einen mit Getreideähren bedeckten Dreiberg, auf dessen seitlichen Kuppen je ein runder Turm mit spitzem Dach schwebt.Am 15. März 1307 wurden der Stadt Voitsberg durch einen von Herzog Friedrich dem Schönen unterzeichneten „Freiheitsbrief“ die gleichen Rechte zuerkannt wie sie die Stadt Graz besaß.
1. Wo die Grazer Händler keine Maut zahlen, müssen auch die Voitsberger keine erlegen.
2. Klagen bezüglich Geldschulden, die in Voitsberg gemacht wurden, sollen auch in Voitsberg und nicht etwa im Wohnorte des fremden Händlers erledigt werden.
3. Nur der Stadtrichter hat zu richten und Urteile zu fällen.4. Kein fremder Handelsmann oder Gast darf auf dem Marktplatz handeln, nur in der Herberge darf er in großen Stükken (mindestens den
4. Teil seines Warenvorrates) verkaufen.
5. Eine Meile (ca. 7,2 km) im Umkreis der Stadt darf kein Markt und kein Gasthaus sein. Herzog Rudolf bestätigte 1363 das Privileg der Bannmeile. Dieses Vorrecht wurde jedoch durch die Urkunde von 1245 - in der festgehalten wurde, dass die Tochterkirchen von Piber (so zum Beispiel auch Köflach) von alters her Tavernen betreiben durften - etwas eingeschränkt.
Im Jahre 1348 ließ Bürgermeister Obenaus vor der Pest die Stadttore schließen. Neben der Pest brachten große Hochwässer (zum Beispiel 1385) und die häufigen Brände (zum Beispiel 1338,1363, 1401, 1435) viel Leid und wirtschaftliche Rückschläge über die Stadt und ihre Bevölkerung.1395 stifteten Friedrich und Georg von Hanau in Voitsberg - außerhalb der Stadtmauern vor dem Judenburger-Tor - ein Karmeliterkloster. Ihre heutige Form erhielt die dem hl. Josef geweihte Klosterkirche erst 1690 bis 1708.Ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert stammen die ersten urkundlichen Nennungen der zwischen Krems und dem Stadtgebiet liegenden Heiligenblut- (auch Heiligenstatt-) kirche. Aus einer Kriegsdienstverpflichtung des Jahres 1445 ist zu ersehen, dass Voitsberg für das steirische Aufgebot gegen die Ungarn zehn schwergerüstete Reiter, vier Fußknechte und einen Kriegswagen zu stellen hatte. Im Vergleich dazu stellte die Stadt Graz zwölf schwergerüstete Reiter, acht Fußknechte und zwei Kriegswagen. Anhand dieses Vergleiches läßt sich unschwer die damalige wirtschaftliche Bedeutung von Voitsberg herauslesen.Gehandelt und transportiert wurden Eisen, Salz und Wein. Besonders ertragreich war der Weinhandel mit der Obersteiermark und mit Kärnten. Die Voitsberger kauften die Weine selbst ein und transportierten sie auch selbst.
Im April 1471 wurde auf Befehl Kaiser Friedrichs III. in Graz der kaiserliche Kämmerer (Finanzdirektor) Andreas von Greissenegg wegen angeblichen Hochverrates enthauptet. An ihn erinnert uns heute noch das Schloß Greißenegg, welches sein Besitz war und im Mittelalter als „Nieder-Voitsherg“ oder als „Veste enhalb der Kainach“ bezeichnet wurde.Ebenfalls 1471 setzte der Bischof von Seckau fest, dass in Voitsberg fünf Priester die tägliche Gottesdienstordnung einzuhalten hätten.Die Gottesdienste wurden stets in mehreren Voitsberger Kirchen gehalten. Bereits um 1070 soll die Margarethenkirche (1890 abgetragen) mit Pfarrechten ausgestattet worden sein, um 1440 rückt die auf dem Hauptplatz stehende und 1268 zum erstenmal urkundlich genannte Michaelskirche in den Rang einer Stadtpfarrkirche auf, musste diese Stellung aber 1816 an die ehemalige Klosterkirche St. Josef abgeben. Seit dieser Zeit gilt für die Pfarre Voitsberg das Doppelpatrozinium St. Michael und St. Josef.
Im August 1480 fielen die Türken – über die Pack kommend im Bezirk ein und durchzogen mordend und plündernd das Land. Die befestigte Stadt Voitsberg konnten sie nicht einnehmen, aber in der Umgebung richteten sie schwere Schäden an. (So brannte zum Beispiel auch die Margarethenkirche aus.) Damit war aber der Drangsale noch nicht genug - nach den Türken kamen die Ungarn, Heuschreckenschwärme fielen ins Land ein und auch die Pest meldete sich an vielen Orten.Im 16. Jahrhundert fand die „Neue Lehre“ in allen Bevölkerungskreisen der Steiermark großen Anklang. Auch die Voitsberger Bürgerschaft wurde protestantisch. Sie wählten sich ihren Pfarrer, errichteten eine „‚Lateinschule" (eine Art von Gymnasium) und hielten in der Michaelerkirche Gottesdienste nach dem neuen Ritus. Im April des Jahres 1600 rückte Bischof Martin Brenner mit einer Reformkommission in Voitsberg ein, vertrieb alle lutherischen Prediger, verbrannte an die 200 „ketzerische“ Bücher, erließ eine neue Gottesdienstordnung und nahm der Bürgerschaft den „Religionseid“ ab. Voitsberg war somit - zumindest auf dem Papier und nach außen hin - wieder katholisch geworden.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war von der ehemaligen überregionalen wirtschaftlichen Bedeutung Voitsbergs nicht mehr allzuviel zu bemerken. So waren im Jahre 1612 von 88 Häusern 10 unbewohnt und 18 schadhaft. Es gab nur noch vier Handelsleute und 50 Handwerker hatten kaum ihr tägliches Brot.Aus der Zeit um 1680 besitzen wir einen schönen von G.M. Vischer geschaffenen Kupferstich der „Statt Voitsberg“. 1680 war ein schweres Pestjahr. Etwa die Hälfte der Stadtbewohner soll Opfer dieser Seuche geworden sein. 1713 und 1715 trat die Pest wieder im großen Ausmaß auf. Die auf Schloß Greißenegg ansässige Familie Wagensperg gelobte in dieser schweren Zeit die Errichtung einer „Mariensäule“ auf dem Hauptplatz. Künstlerisch umgesetzt wurde dieses Gelöbnis erst 1753 - 55 durch den Bildhauer Joseph Schokotnigg.1747 zählte Voitsberg 100 Bürger in 96 Häusern.
Die erfolgreichen Feldzüge Prinz Eugens gegen die Türken sowie die vorausschauenden Maßnahmen Maria Theresias und ihres Sohnes Josef II. brachten die stagnierende Wirtschaft zu neuer Blüte. 1756 wurde die alte Kainachmühle für die Papiererzeugung umgebaut und 1762 wurde in der Umgebung der Stadt erfolgreich nach Kohle geschürft. 1783 zählte man 830 Einwohner, die in 121 Häusern wohnten. 1788 meldete der Stadtrichter, daß in Voitsberg von 61 Gewerbebetrieben 32 Gewerbearten ausgeübt wurden. Dieser vielversprechende wirtschaftliche Aufschwung wurde aber durch die von 1793 bis 1815 dauernden Franzosenkriege zunichte gemacht.Neuen und dauerhaften Aufschwung brachten dann die immer stärkere Aufschließung der Kohlenlagerstätten, der Bau der Eisenbahn, die Errichtung einer modernen Glasfabrik und die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe (zum Beispiel Eisenwerk und Zellulosefabrikation in Krems, Papierfabrik Kranz, Lacklederfabrik Lipp). Im Zusammenhang mit diesem rasanten Aufstieg stehen der „große Notwender“ Erzherzog Johann, die Kohlengewerke August und Ludovica Zang, der Eisenbahnbaumeister und Glasfabriksgründer Karl Pollay, der Glasindustrielle Salomon Reich und die Unternehmerfamilie Klusemann.
1858 bestand Voitsberg aus 131 Häusern, in denen ca. 1400 Menschen wohnten und im Jahre 1900 zählte man in der Stadt 250 Häuser mit 3224 Einwohnern. Mit Wirkung vom 1.10.1891 wurde Voitsberg Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, im Jahre 1900 wurde das Gerichtsgebäude und 1901 das Landeskrankenhaus errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Grundlagen für die so positive Stadtentwicklung der nächsten 100 Jahre gelegt. Als ein Symbol für diese Öffnung und für diesen Strukturwandel sehen wir heute die zwischen 1856 und 1890 erfolgte Abtragung der Stadttore. Das Stadtbild wandelte sich von einer engen, nur durch Handel und Gewerbe geprägten Kleinstadt zur Industrie- und Bezirkshauptstadt.
Prof. Mag. Dr. phil Ernst Lasnik
Bürgermeister ab 1820
Johann Edler von Reindl (Reiner) | 1820 - 1825 |
Anton Trexler | 1825 - 1830 |
Tobias Rottenbacher | 1830 - 1848 |
Johann Pirker | 1848 - 1860 |
Johann Mayer | 1860 - 1865 |
Eduard Ludescher | 1865 - 1884 |
Konrad Rottenbacher | 1884 - 1893 |
Dr. Rudolf Griß | 1893 - 1904 |
Josef Reichmann | 1904 - 1919 |
Peter Fripertinger | 1919 - 1927 |
Hans Deutscher | 1927 - 1930 |
Hans Steiner | 1930 - 1934 |
Josef Reichmann | 1934 - 1935 (Regierungskommissär) |
Anton Loeser | 1935 - 1938 |
Leopold Hofbauer | 1938 - 1941 |
Alfred Grabner | 1941 - 1945 |
Hans Blümel | 1945 - 1959 |
Stefan Fleischhacker | 1959 - 1962 |
Dr. Hubert Kravcar | 1962 - 1991 |
Helmut Glaser | 1991 - 1997 |
Ernst Meixner | 1997 - 2019 |
Mag. (FH) Bernd Osprian | 2019 - |